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Signalwort: der ‹gesunde Menschenverstand›

Wer kennt ihn nicht, den ‹gesunden Menschenverstand›?

„Bekanntlich wird der Krieg gegen die Intelligenz stets im Namen des gesunden Menschenverstands geführt“, schreibt Roland Barthes Mitte der 50er-Jahre in den „Mythen des Alltags“. (deutschlandfunkkultur.de/

In der Deutschlandfunk Kultur Sein und Streit Hörsendung vom 19.01.2020:

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Herkunft Ja oder Nein: das war die Frage

Im @mediasres-Podcast vom 30.07.2019 ging es um genau diese Frage:

Wie ich es auch in meinen eBook tue, bezieht sich Bascha Mika auf Ziffer 12.1 des ‹Pressekodex› vom Deutschen Presserat:

Eine Nennung von Herkunft und/oder Nationalität einer straftatbegehenden Person müsste also mit Bezug zu dem besprochenem Fall und zum jetzigen Zeitpunkt mit einem ‹Nein› zu beantworten sein.

Aber: Originalton Bascha Mika:

Inzwischen ist es aber so, dass in der Hinsicht alle Dämme gebrochen sind. Also hier in diesem Fall ist es noch etwas Besonderes. Man hätte sozusagen den ethnischen Hintergrund des Täters kaum unter der Decke halten können – wenn ich das mal so sagen darf –, wenn man das denn gewollt hätte, denn es gab ja sehr viele Augenzeugen, die natürlich auch darüber berichtet haben. Und die Polizei gibt eben die Herkunft des Täters auch an, also hat sie gestern sofort angegeben. Und dadurch entsteht natürlich eine Gemengelage, wo es auch seriösen Medien eher zum Vorwurf gemacht wird, so nach dem Motto: Sie unterdrücken Informationen, wenn sie nicht sagen, das war ein Schwarzer und der kam aus Eritrea.

Meine Meinung:

Einen traurigen Stand der Dinge offenbart Bascha Mika hier.

Seit wann muss (’natürlich›?!) die Frankfurter Rundschau die Meldungen der Polizei unkritisch übernehmen? Die fehlende Sensibilität und das fehlende Wissen über das Funktionieren von Sprache aufseiten der Polizei (‹denn sie wissen nicht was sie tun/sagen›) ist keine Entschuldigung für (presse-) ethische, «seriöse(?!)» Verantwortung.

Die Frankfurter Rundschau weiß anscheinend nicht, was sie tut!

Und dieses sprachliche und gedankliche Durcheinander macht mich ganz wirr im Kopf.

Sind ethnische Herkunft und Nationalität das Gleiche? Sind alle Menschen aus Eritrea Schwarze?

Uiuiui!

Und dadurch entsteht natürlich eine Gemengelage, wo es auch seriösen Medien eher zum Vorwurf gemacht wird, so nach dem Motto: Sie unterdrücken Informationen, wenn sie nicht sagen, das war ein Schwarzer und der kam aus Eritrea.

Natürlich? Die ‹Gemengelage› ist gemacht von Menschen für Menschen. Und das verwaschene sprachliche Gemengelage von Neugier, Kategorisierung und Markierung von Nationalität und Hautfarbe ist eine menschengemachte Gefahr für unsere Denkmuster.

Und dann noch das Schlusswort vom Deutschlandfunk:

Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder.

Und Gesprächspartnerinnen? Geben die die Meinung des Deutschlandfunks wieder?

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SEO & Algorithmen & Ungleichbehandlung

Ein spannender Artikel auf t3n über die Ungleichbehandlung aufgrund des Geschlechts, den wir durch unsere Sprache produzieren und der sich in den Suchergebnissen bei Google widerspiegelt:

Der Artikel hat mich sogar zu einem frühmorgendlichen Kommentar hingerissen:

Screenshot vom Komentar
Screenshot von t3n.de (31.07.2019)

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Sprache & Vorurteile: flip it to test it

Ein weiterer Hörtipp: diesmal aus der Hörsaal-Reihe vom Deutschlandfunk Nova:

In dem Vortrag spricht Beate Küpper über den in allen Menschen verankerten ‹Alltagsrassismus› gegenüber vermeintlich anderen; über das Verandern, Kategorisieren, über In-Group-Heterogenität und Out-Group-Homogenität; und darüber, dass wir als Menschen steuer- und manipulierbar sind (über unsere Gefühle) und manchmal entgegen unserer Ratio, unserer Überzeugung handeln und Entscheidungen treffen.

Sehr erinnert hat mich ihr Konzept vom ‹Alltagsrassismus› an das Konzept der unbewussten Stereotype (Vorurteile); englisch: ‹unconscious› oder ‹implicit bias› und an einen Ted-Talk von Kristen Pressner, den ich bereits gepostet habe:

Beim erneuten Anschauen des Videos entdeckte ich eine wichtige Strategie zur Vermeidung von diskriminierender Sprache; zur Vermeidung von einer Sprache, die ungleich behandelt und somit nicht inklusiv ist.

Flip it to test it

‹Flip it to test it›, tausche es aus, um es zu testen.

Flipt-it-to-test-it gilt auch für unsere Kommunikation. Speziell für das sprachliche Markieren von personenbezogenen Merkmalen wie z.B. ethnischer Hintergrund, Nationalität oder Alter.

Ein Beispiel für einen flip-it-to-test-it-Test:

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Gendern & evolutionärer Humanismus

Nach langer Zeit komme ich mal wieder dazu, meine Google-Alerts und RSS-Feeds zu den Themen inklusive, korrekte und positive Sprache abzuarbeiten.

Fast alle Artikel drehen sich dabei, bisweilen sehr erbittert, um das sogenannte ‹Gendern›.

Via einem meiner Lieblings-Podcasts, dem Sein-und-Streit-Podcast von Deutschlandfunk Kultur, höre ich dann Michael Schmidt-Salomon sprechen, über ‹evolutionären Humanismus› und ‹Gelassenheit statt Moralisierung›.

Für mich ist eine inklusive und korrekte Sprache genau das: Evolutionärer Humanismus.

Der sogenannten Gender-Debatte täte weniger Extremismus und mehr ‹Gelassenheit statt Moralisierung› sehr gut.

Zitat Michael Schmidt-Salomon:

«Jeder sieht sich als Vertreter des Guten im Kampf gegen das universelle Böse. Das ist so eine Art kulturübergreifende Borderline-Störung.“

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Genderlinguistik

Ich erfahre heute – via einer zum Fall ‹Hannover› passenden Pressemeldung beim Informationsdienst Wissenschaft e.V. -idw- von einer neuen Publikation zum Thema:

Genderlinguistik

Die ausführliche und lesenswerte Pressemeldung, die Lust auf das Buch macht:

Der Teaser:

«Studienbuch zur Genderlinguistik liefert Überblick über aktuelle Forschungslage – Kontrapunkt zur ideologischen Diskussion um deutsche Sprache» (uni-mainz.de)

Das Buch beim Verlag:

Screenshot mit Buch-Cover des Buchs Genderlinguistik
Screenshot von narr.de (01.02.2019)

Mehr zur spannenden Genderlinguistik:

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hannoveraner*innen

Die Stadt Hannover hat mit ihrer ‹Neue Regelung für geschlechtergerechte Sprache› ordentlich Diskussionen um das Thema angefeuert.

Besonders an dem Fall Hannover ist:

«Die neue Empfehlung ist für sämtlichen Schriftverkehr der Verwaltung verbindlich.» (hannover.de)

Die ‹verbindliche Empfehlung› sieht auch die Verwendung des Gender-Sternchens vor.

Bei zeit.de analysiert Anatol Stefanowitsch sehr gut die Problematik der damit verbunden ‹verbindlichen› Institutionalisierung des Gender-Sternchens:

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Wie wir miteinander reden ist wichtig

«Wenn wir uns überlegen, wie wir in Zukunft miteinander leben wollen, müssen wir uns zuerst bewusst Gedanken darüber machen, wie wir miteinander reden wollen. (Olivera Stajić, 8.1.2019)»  (derstandard.at)

Mit dem schönen Zitat beendet Olivera Stajić die Einleitung zu ihrer neuen Kolumne ‹Gemišt› beim Der Standard.

Verlinkt ist in ihrem Text ein mal wieder interessantes Interview mit Elisabeth Wehling zum Thema ‹Political Framing› (Deutungsrahmen):

Verlinkt in den Kommentaren zu dem Interview bei Youtube ist dann ein weiteres Interview mit Elisabeth Wehling in einem Aufwachen-Podcast:

Framing Framing everyhwere…

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Rhetorische Kriegsführung

Ein Hör- und Lesetipp mit sprachlichen Prognosen für das Wahljahr 2019:

Mit dabei Udo Stiehl von Floskelwolke (bei Prognose 2):

«Prognose 2: Die Sprache der Abgeordneten wird noch mehr von knackigen Kurzaussagen geprägt sein, die sich gut für Schlagzeilen und Twitternachrichten eignen.

Allerdings darf bezweifelt werden, ob Vereinfachungen den Diskurs wirklich nach vorne bringen, meint der Kölner Journalist Udo Stiehl. Leider. Auf seiner Seite Floskelwolke.de analysiert er den Sprachgebrauch der Volksvertreter:» (deutschlandfunkkultur.de)

Stimmt so nicht, denn floskelwolke.de ist eine Baustelle:

screenshot von der Internetseite floskelwolke.de mit dem Texte - Bauarbeiten... Bitte haben Sie noch etwas Geduld!
Screenshot der Internetseite floskelwolke.de am 09.01.2019

Da hat wohl jemand nicht nachgeguckt, auf floskelwolke.de…

Der Floskelwolke-Tweet funktioniert hingegen super und ist unterhaltsam:

Udo Stiehl von Floskelwolke sieht im  Beitrag das Political Framing (Deutungsrahmen) als prägendes Element der politischen Sprache für das Jahr 2019.

Nicht so schön finde ich jedoch den Deutungsrahmen, den das Feature auf Deutschlandfunk Kultur setzt: Verbalschlachten, rhetorische Kriegsführung und als Abschluss:

«Wir freuen uns, dass es nach Jahren der politischen Phrasendrescherei mal endlich wieder so richtig zur Sache geht: Politik ist Kampfsport – hat Helmut Schmidt gesagt.» (deutschlandfunkkultur.de)

Politik als Kampfsport?

Ich hoffe nicht…

Apropos:

Deutungsrahmen (Political Framing)

Dass das Political Framing immer bekannter wird, ist eine gute Sache.

Durch einen Google-(un)Zufall bin ich bei einem leider immer noch sehr aktuellen Artikel auf politik-kommunikation.de zu dem Thema aus dem Jahr 2017 gelandet.

Daraus der Teaser:

«Bei politischem Framing aktiviert eine bestimmte Wortwahl Assoziationen, Gefühle überlagern das rationale Denken. Welcher Partei gelingt es im Wahlkampf am besten, Bilder in den Köpfen der Wähler hervorzurufen? Neurolinguistin Elisabeth Wehling hat für p&k Zitate von Politikern analysiert.» (politik-kommunikation.de)

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Unbewusste Stereotype (Unconscious Bias)

In meinem eBook beschäftige ich mich mit unserer Sprache und wie wir mit scheinbar neutralen Wörtern mittelbar (indirekt) diskriminieren.

Mein Argument dabei ist, dass eine solche mittelbare sprachliche Diskriminierung sehr oft durch eine unreflektierte Nutzung von Worten passiert. Im schlimmsten Fall führt das dazu, dass wir Dinge sagen, die ein komplettes Gegenteil sind von dem, was wir kommunizieren wollen.

Ein leider ‹gelungenes› Beispiel habe ich meinem Blog-Artikel ‚Fremdenfeindlichkeit‘ und ‚ausländisch aussehende Menschen‘ besprochen.

In dem Beispiel entpuppt sich die ‹gutgemeinte› sprachliche Repräsentation eines Ereignisses bei genauerer Betrachtung als Ungleichbehandlung (Diskriminierung). Eine Diskriminierung, weil die Worte das Aussehen von Menschen mit einem Inländisch- und Ausländisch-Sein verbinden.

Worte reflektieren die Gedanken von Menschen. In dem Beispiel das unbewusste Denken der Person, die die Nachricht verfasst hat.

Woher kamen die Gedanken und damit Wörter? Wo kommt die Idee her, dass die physische Erscheinung von Menschen Rückschlüsse auf die Nationalität zulässt? Wieso verfügt ein Mensch über unbewusste Denkmuster (Aussehen = in- oder ausländisch), die der bewussten Denkweise oder einem Leitbild (à la Aussehen spielt keine Rolle) widersprechen?

Unconscious oder Implicit Bias

Eine Erklärung für das Zustandekommen einer unbewussten kausalen Verbindung von Aussehen und Nationalität bieten die Konzepte, die im Englischen als ‹unconscious bias›, ‹implicit bias› oder ‹implicit stereotype› bezeichnet werden.

Der englische Wikipedia-Artikel zu dem Konzept ist ein guter Startpunkt:

Strategien, um unbewussten Stereotypen entgegenzuwirken, findest Du ebenfalls bei Wikipedia:

‹Unconscious bias training› ist Bestandteil beim Diversity Management und besonders wichtig für Personen, die im Personalwesen (HR, Human-Resources) andere Menschen beurteilen.

Wieso ein sensibler Umgang mit unbewussten Stereotypen gerade im HR-Umfeld wichtig ist, verdeutlicht ein TED-Talk von Kristen Pressner: Are you biased? I am | Kristen Pressner | TEDxBasel (youtube.com)

Und wenn Du Dich selbst mal testen möchtet auf solche unbewussten Stereotype, dann ist das Project Implicit interessant (auf Deutsch):

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Fachkräftemangel

Sprachliche Deutungsrahmen (Frames) bestimmen unsere Wahrnehmung einer Realität und wie wir diese repräsentieren.

Erleben wir einen Fachkräftemangel? Oder einen Bezahlmangel? Oder einen Sklaven*innen-Mangel?

Die 1106 (12:32 am 21.11.2018) Kommentare liefern alternative Deutungsrahmen zum Begriff ‹Fachkräftemangel›:

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Die ‹goldene Kartoffel›

Die Neuen Deutschen Medienmachenden (Medienmacher) (NdM) haben die ‹Goldene Kartoffel› verliehen. Dazu eine Meinung und…

Linktipp:

«Doch auch Menschen mit Migrationshintergrund müssen sich bewusst sein, dass sie gegen keine dieser Ursachen für Diskriminierung per se gefeit sind. Ein wenig Selbstkritik und Selbstreflexion ist daher angebracht.» (Cigdem Toprak, tagesspiegel.de)

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‹Fremdenfeindlichkeit› und ‹ausländisch aussehende Menschen›

Ich höre sehr gerne Deutschlandfunk Nova (DLF-Nova). Und wenn sich vielleicht auch was in Sachen generisches Maskulinum tut, dann sogar noch lieber.

Aber: manchmal haben die schon heftige Aussetzer.

In den 17 Uhr Nachrichten letzten Freitag (16.11.2018) berichtete die Nachrichten-Redaktion über den Besuch von Angela Merkel in Chemnitz.

In dem Zusammenhang werden die Vorgänge im Sommer, bei denen Menschen von anderen Menschen angegriffen und gejagt wurden, als ‹fremdenfeindliche Ausschreitungen› gegen ‹ausländisch aussehende Menschen› beschrieben. Wobei alle Menschen mutmaßlich aus Chemnitz waren, also alle Chemnitzer*innen.

Ausländerhass, Fremdenfeindlichkeit

sind als Synonyme für ||Rassismus und rassistische Tatmotive ungenau, da es selten um tatsächliche Fremde wie etwa Tourist*innen geht. Von der vermeintlichen »Ausländerfeindlichkeit« sind oft deutsche Staatsangehörige betroffen. Werden Ausländerhass oder Fremdenfeindlichkeit als Motive genannt, gibt das die Perspektive der Täter*innen wieder. Präziser ist es, die Motive, Straftaten oder Gesinnungen als rassistisch, rassistisch motiviert, rechtsextrem oder neonazistisch zu bezeichnen.

Das ist der Glossar-Eintrag bei den Neuen Deutschen Medienmachenden (Medienmacher) zu dem Begriff ‹Fremdenfeindlichkeit›:

Der unkritisch übernommene Deutungsrahmen (Frame) ‹Fremdenfeindlichkeit› durch DLF-Nova ist die rassistisch motivierte Perspektive der Straftatbegehenden; also der Täterinnen und Täter.

Innerhalb dieses Deutungsrahmens gibt es Fremde (nicht von hier) und Nicht-Fremde (von hier) und die dazu passende Feindlichkeit und Freundschaft.

Korrekter und inklusiver wäre z.B. gewesen, von Menschen, Menschen in Chemnitz, oder Bürger*innen zu reden; anstatt von Fremden und ausländisch Aussehenden.

Korrekter, weil es sachlich falsch ist, einige chemnitzsche Bürger*innen als fremd zu bezeichnen.

Inklusiver, weil z.B. das Wort ‹Menschen› (ohne die Einschränkung durch in- und ausländisch) verschiedene Personen zu einer Gruppe (Menschen von hier) macht.

Aber nein, Deutschlandfunk Nova übernimmt den rechten Deutungsrahmen und repräsentiert manche Chemnitzer Menschen als Fremde in Chemnitz.

Doch da hört der rechte Frame noch nicht auf. Um den Deutungsrahmen vollends visuell zu füllen, gibt es noch einen obendrauf:

Ausländisch aussehende Menschen waren die Opfer. (DLF Nova)

Wie sieht ein ‹ausländisch aussehender Mensch› aus?

Der Test der negativen Differenzierung:

Nicht-ausländisch aussehende Menschen waren nicht Opfer.

Wie sieht so jemand aus?

War das Aussehen, der von rassistischer Gewalt betroffenen Menschen, von Bedeutung? Wenn ja, für wen? Für wen ist das Relevant-Setzen des personenbezogenen Merkmals der äußeren Erscheinung von Menschen überhaupt wichtig?

Der Deutungsrahmen mit der Verbindung von Aussehen und Ausländisch-Sein und Aussehen und Inländisch-Sein ist schon ein starkes Stück.

Es ist das Ziel rechter Diskurse, dass sich solche Deutungsrahmen in unseren Köpfen festsetzen, um zu trennen, zu fixieren und dann zu…

Als Linktipp für die Nachrichten-Redaktion von Deutschlandfunk Nova:

ps: mein eBook, ‹…denn sie wisssen nicht, was sie sagen…› gibt es auch noch .-)

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Gendern & Gendering

Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat sich letzten Freitag (gestern) getroffen und entschieden, das Gendern weiter zu beobachten und vorerst keine Empfehlungen in Bezug auf das Binnen-I, den Gender-Gap, das Gender-Sternchen und der deutschen Rechtschreibung auszusprechen.

Viele Artikel kommentieren heute diese Entscheidung.

Mein Best-Of

Zwei Beiträge gehören zu meinem Best-Of in der Debatte.

Erstens: das unaufgeregte Interview von Deutschlandfunk Kultur mit Henning Lobin, Mitglied des Rats und Direktor des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim, das auch Geschäftsstelle des Rats für deutsche Rechtschreibung ist:

In dem Interview sind mir zwei Aussagen aufgefallen:

  1. Der Rat beschäftige sich nur mit der Orthografie (Rechtschreibung) der deutschen Sprache. Dies betrifft in erster Linie Menschen in der Schule, wo das Gendern oder Gendering weiterhin ein Rechtschreibfehler ist. Es steht allen anderen Menschen jedoch frei zu Gendern, wenn sie möchten.
  2. Bei ca. verbleibender Spieldauer 5:23 :

» …wo werden z.B. keine geschlechtergerechten Formulierungen benutzt, das ist z.B beim Journalismus….» (Henning Lobin)

Und diese letztere Aussage leitet direkt über zu zweitens. Einen Kommentar von Pascal Becher, der meine Einstellung und die meines eBooks widerspiegelt:

Jetzt kann „man“ sagen: „Ist halt so.“ Die „anderen“ sind ja irgendwie auch „mitgemeint“. So argumentieren beispielsweise wir Medien gerne, um umständliche Wortkonstruktionen wie „Lehrer*in“, „Lehrer_in“ oder „Lehr_er_in“ zu vermeiden. Was wir uns dann aber auch eingestehen müssen, ist, dass wir ausgrenzend und unpräzise formulieren…» (Pascal Becher, pfaelzischer-merkur.de)

Das ist genau meine Position. Das Gendern ist eine Strategie, um das generische Maskulinum und damit das Mitmeinen von Frauen zu vermeiden. Denn das generische Maskulinum ist nicht inklusiv (es ist ausgrenzend) und nicht korrekt (es ist unpräzise). Sprachliche Gleichbehandlung und das generische Maskulinum sind einfach nicht kompatibel.

Dass das im Jahr 2018 bei vielen Medienmachenden immer noch nicht angekommen ist…

Auch der weitere Kommentar spricht mir aus dem Herzen:

«„Umständlich“ ist zudem ein schwaches Argument, um Ungerechtigkeit zu rechtfertigen. Und „elitär“ ist an Debatten über unsere Sprache sowieso nichts. Es ist die Basis unseres Zusammenlebens. Außerdem müssen ja Sternchen, Binnen-I und Unterstrich nicht das letzte Wort sein. Richtende, Laufende oder Trinkende geht ja auch.» (Pascal Becher, pfaelzischer-merkur.de)

Bravo! Denn bei der Gender-Rechtschreibung-Debatte vergessen viele Personen, dass sehr oft geschlechtsneutrale Formulierungen möglich sind. Z.B: Lehrende, Chirurgie-Team, Wissenschafts-Team, Forschende, Arbeitnehmende, Fachleute…

Meine Meinung

So wie ich sie auch ein meinem eBook vertrete, ist: das generische Maskulinum ist nicht mehr zeitgemäß und nicht geeignet für eine inklusive und korrekte Sprache.

Es ist nicht inklusiv, weil es ausgrenzt. Es ist unkorrekt, weil es komplexe Wahrnehmungen und Realitäten nicht adäquat repräsentiert.

Darüber hinaus deutet die Forschung im Bereich der kognitiven Linguistik und der Neurolinguistik darauf hin, dass Sprache und damit das generische Maskulinum unser Denken strukturiert und beeinflusst.

Wir müssen weg vom generischen Maskulinum. Manchmal halt mit zusätzlichen Hilfsmitteln wie den Unterstrichen (Gaps), den Sternchen, den Binnen-Is oder der doppelten Nennung.

Aber: geschlechtsneutrale Formulierungen, wann immer möglich, sind die beste Lösung.

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Kognition & Sprache

«Mit dem Begriff ‹korrekt› in dem Titel Korrekte Sprache beziehe ich mich nicht auf korrekte Grammatik oder Syntax, sondern auf die korrekte innere Repräsentation durch Sprache in unseren Gedanken (Kognition) und die korrekte äußere Repräsentation durch die Kommunikation von Dingen, Gedanken, Erfahrungen, Gefühlen und Ideen für uns und andere; eine präzisere sprachliche Vor- und Darstellung ist das Ziel.» (inklusiv korrekt positiv: bewusst kommunizieren, Kapitel: Anmerkungen und Verweise: Korrekte Sprache)

Im eBook habe ich Ausflüge in die kognitive Linguistik vermieden. Dafür jetzt hier eingebettet sehr schöne TED-Videos zu Erkenntnissen im Zusammenhang von menschlichem Wissen und Sprache.

Das erste Video ist von Lera Boroditsky:

How language shapes the way we think | Lera Boroditsky

Im zweiten Video greift Petrina Nomikou die Ideen von Lera Boroditzky auf und ergänzt diese:

How the language you speak affects your thoughts

Kurz-Fazit

Als Kurz-Fazit für eine korrekte Sprache bedeuten die vorgestellten Erkenntnisse aus der kognitiven Linguistik: ‹kognitive Pluralität braucht eine sprachliche Pluralität› (Stichwörter: (m/w/d), Sichtbarkeit von Frauen) + Sprache (Wörter & Grammatik) hat einen Einfluss darauf, wie und was wir denken und denken können (Stichwörter: Grammatical Framing, Grammatologie?, Generisches Maskulinum) = unsere Sprache ist eine epistemisches (epistemologisches) System; ein System, das unsere Erkenntnisse und unser Wissen strukturiert.

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Korrekte Wissens-Sprache

Mein Google-Alert hat mich recht spät erreicht.

In den scilogs auf spektrum.de gab es von Martin Ballaschk folgenden Artikel am 18. Oktober:

Mit vielen Kommentierenden…

Ein schöner Erfahrungsbericht des Autors aus der Welt eines Wissens-Kommunikators.

Im Artikel ist auch folgendes Video zum Thema mit der Wissens-Kommunikatorin Mai Thi Nguyen-Kim (maiLab):

Plattformkapitalismus

Der Überwachungskapitalismus hat mich an den Plattformkapitalismus erinnert. Laut Wikipedia von Sascha Lobo 2014 als Deutungsrahmen (frame) in Umlauf gebracht.

Bravo!

Schön, dass auf wikipedia direkt der Artikel verlinkt ist, in dem Sascha Lobo den Samen für eine andere Sichtweise (Deutungsrahmen) der Sillicon-Valley-Realitäten in meinem Kopf gesäht hat.

«Was man Sharing-Ökonomie nennt, ist nur ein Aspekt einer viel größeren Entwicklung, einer neuen Form des digitalen Kapitalismus: Plattform-Kapitalismus.» (Sascha Lobo, spiegelonline.de)

Sprache: menschliche Deutungsrahmen (framing) und künstliche Deutungsräume (word embedding)

In meinem Post über Sprache, Stereotype, Künstliche Intelligenz (KI) und dem Natural Language Processing (NLP) habe ich bereits ein kleines Fazit gezogen.

Jetzt folgt ein Post-Fazit:

Die mathematischen Deutungsräume (und damit auch Stereotype (language bias)), die durch Vektoren beim Word-Embedding in der KI entstehen, entsprechen dem, was auf menschlicher Seite im Zusammenhang mit Sprache Deutungsrahmen (Framing) genannt wird.

Also:

HI : KI :: Deutungsrahmen : Deutungsraum

HI= Humane Intelligenz
KI= Künstliche Intelligenz